Arbeitsraum/Wohnplatz
2024


Bevor ich meinen Arbeitsplatz in dem Gemeinschaftsatelier des Fotografie-Kurses unserer Hochschule hatte, musste ich diesen meinem Lebensraum unterordnen - dort wo ich lebte, arbeitete ich auch. Ein ständiges Umräumen unterschiedlichster Materialien und Werkzeuge wurde fester Bestandteil meines Arbeitsprozesses. Für meinen früheren Fotojob baute ich mir ein kleines Studio in mein WG-Zimmer - der knapp 3m lange Hintergrundkarton und mehrere Studiolichter wurden Teil meines Mobiliars. Bevor ich fotografieren konnte, musste ich mein Zimmer einmal auf den Kopf stellen. Die über die Zeit entstandenen Arbeiten lagerte ich unter meinem Bett, in der Hoffnung sie dadurch nicht aus Versehen zu beschädigen. Direkt nach dem Aufstehen wurde ich mit der Arbeit konfrontiert und konnte dadurch nicht den nötigen Abstand gewinnen.
Nun arbeite ich seit knapp zwei Jahren an meinem Arbeitsplatz in der Hochschule. Die Abgrenzung von Wohnraum und Arbeitsplatz war notwendig und wirkte sich auch auf meinen Arbeitsprozess aus. Ich kann Skizzen auf dem Tisch liegen lassen, durchdenke Ideen über einen längeren Zeitraum. Meine Arbeit koexistiert physisch nicht mit meinem privaten Dasein, der Drang nach Ordnung und Sauberkeit kann über mehrere Tage hinweg ignoriert werden. Mittlerweile ist mein Arbeitsplatz nicht mehr wegzudenken, dort verbringe ich oftmals tagsüber mehr Zeit als zu Hause.
Und um diesen natürlichen Prozess der Verlagerung von Arbeitsplatz einen weiteren Schritt hinzuzufügen und dessen Notwendigkeit dazustellen, habe ich für die Installation Arbeitsraum/Wohnplatz meinen Privatbesitz an meinen Arbeitsplatz gepackt bzw. diesem untergeordnet. Alles „Private“ wurde durchdacht verräumt, meine Kleiderschränke dienen nun als Stütze meines (Hoch-)Bettes und unser alter Duschvorhang erlaubt mir ein bisschen Privatsphäre. Für den kleinen Hunger gibt es ein begrenztes Repertoir an Küchenutensilien in meinem Kallax-Regal, neben meinen Schuhen oder wichtigen Dokumenten. Meine Zahnbürste steht neben meiner Büchersammlung und ein Stuhl für Besuch hängt außen am Schrank. Mein Arbeitsplatz hingegen bleibt unberührt, Arbeiten und Skizzen behalten ihren nötigen Raum.
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